diskussionen (II)

FischBar präsentiert: Auszüge aus dem Emailkonversationen mit den Künstlern, Teil II:

Per Olaf Schmidt schrieb:
"Hallo,

hoffe ihr habt geschlafen und seid wieder woanders.

Weil es hier ja um Diskussion geht und so, muss ich das kurz mitteilen:

Ich bin nicht so schnell im Urteilen, deshalb hatte ich keine Einwände das ihr meine Arbeit auf Klo hängt. Was mir dann aber aufgefallen ist, als ich gesagt hab "wahrscheinlich hab

ich mir das ja auch auf Klo ausgedacht" - Genau das ist DER Grund, die Arbei nicht auf Klo zu zeigen, oder im Abstellraum oder unter der treppe ... weil es dort pradoxerweise gerade

nicht einfacher ist so Irritation und Widerspruch zu erzeugen. Durch die Dopplung von Rand Raum und Rand Attitüde ist die Gefahr dass sich die Arbeit aufs blinken anstatt der

filmischen Dramaturgie (das gibts echt in dieser minute dreiundzwanzig:-)!!!)reduziert.

Gezeigt hatte ich die Arbeit ja bisher immer in einem Filmprogramm(Rundgang, dokfest), d.h. bei einer Minute hat man den Rhythmus "happy sad..." verinnerlicht, und man wundert

sich das es IMMERNOCH weitergeht. Das ist ein Aspekt der im Transitraum gänzlich verlorengeht genau wie die Fahrstuhlmusik im Hintergrund...

was auch immer... es ist ja ein Experiment mit lebenden Kunstwerken, deshalb dachte ich es waere sinnvoll diese Meinung zu aeussern. Wahrscheinlich ist die einzige chance sowas

spontan durchzuziehen, sich radikal zu beschränken- weil die Störung der arbeiten untereinander, die Jan fischer auf Frage von T.Kaestle zum Konzept erklärt hat-

tritt ja dort nicht in Konsequenz auf. D.h. 3 vielleicht vier Positionen - Pits auftritt war super, inkl seines Aufbaus!!!! Markus zimmermanns Kaesten sind Spitze repräsentiert... Und

Stefanie Goettlings Projektion und Katharina Kamphs Installation(Vielleicht genau die die selber aufgebaut haben). sind wahrscheinlich die einzigen Arbeiten die sich nicht stören, bzw.

natürlich kann stoeren konstruktive Querschüsse ergeben (wieviele Töne kann man in Noise hören...), es kann aber auch einfach nivellieren.

Danke für den Rotwein und die Schnittchen übrigens :-) der Wein war auch super!!!"

FischBar antwortete: "Naja, schlafen ist was anderes, aber immerhin gehts jetzt ein bisschen besser, und ich habe auch Zeit, dir - wenn du magst - zu erklären, worum bei speziell deiner Arbeit ging, und warum sie hing, wo sie hing.


Also.

Einmal inhaltlich, ganz platt gedacht: Es hängt im Vorraum zur Toilette, du kannst dich entscheiden zwischen dem Herrenklo (rote Lichtstimmung/ mit der Arbeit von Astrid: der Happy-Raum) und dem Damenklo (blaue Lichtstimmung/mit der Arbeit von Ewa: der sad-Raum). So gesehen definiert deine Arbeit vor, was da jetzt kommen wird, insofern interferiert sie inhaltlich mit den beiden anderen Arbeiten und erklärt sie schon im Vorhinein. Egal, wie du dich dann entscheidest, zwar tritt man in jedem Toilettenraum in eine andere Klang- und Lichtsphäre ein, aber die Lautstärke ist so gedreht, dass man immernoch im Hintergrund dieses andauernde happysad hören kann, was - vor allem bei Astrids Arbeit, aber auch bei Ewa, nur da ganz anders - manchmal ganz spannende musikalische, rythmische und athmospährische Überlappungen gibt, die zwar zufällig sind, aber natürlich ein geplanter Zufall. Das ist die eine Richtung. In die andere Richtung ist es so, dass hauptsächlich zwei Geräuschkulissen unter der ganzen Austellung liegen: Einmal der Scanner, der so angebracht ist, dass er quasi ständig die gesamte Austellung scannt, als eine Art von allessehendem Auge, und deine Arbeit, deren Klang fast im ganzen Raum zu hören ist, und der ganzen Maschine - ich nenne es jetzt Maschine, ich erkläre später noch, warum - einen unterliegenden Rythmus gibt. Ich habe happysad übrigens immer als ryhtmische Ohrwurmarbeit gesehen, gar nicht so sehr als Irritationsmoment, dafür ist es mir viel zu klar durchgearbeitet (ich bin mir übrigens sicher, dass es dir nicht auf dem Klo eingefallen ist, und wenn doch, dann warst du ganz schön lange da), und zeigt mir viel zu wenig, was mich irritieren könnte. Ich habe happysad auch vielen Leuten aus meinem Freundeskreis vorgespielt, und was immer passiert ist, dass die Leute gelacht haben, oder amüsiert waren, speziell nach der einen wunderbar platzierten Atempause. Deshalb kam ich gar nicht auf den Gedanken, happysad als Irritation einzusetzen, sondern immer nur als formgebendes, ryhtmisierendes Instrument, einmal inhaltlich, klar, wegen der Polarität, einmal visuell, wegen dem Aufblitzen, und einmal als Klang, weil der ja auch einen ganz klaren Beat hat. Die filmische Dramaturgie, würde ich sagen, funktioniert bei der Art der Präsentation eher unterbewusst, durchs ständige Wiederholen, dem man sich einfach nicht entziehen kann, eben weil es unter der ganzen Ausstellung liegt (das funktioniert am besten, wenn nicht so viele Leute da sind, oder viele Leute nicht sprechen. So eine Vernissage stört die Austellung nur).

Weiter.

Katharinas Arbeit ist bei der ganzen Sache auch ein Herzstück, die sie natürlich selber aufgebaut hat, aber die Stelle ist ja nicht zufällig gewählt: dadurch, dass sie gegenüber von Noras Arbeit steht, ergibt sich ein - zugegeben nicht offensichtlicher - Bezug, der zwei Grundprinzipien der ganzen Austellung darstellt: Überlappung und Unendlichkeit, beides praktischerweise motivisch verknüpft durch die Dreiecksformen. Das sieht besonders schön im Abendlicht aus, wenn die Sonne Schatten von Noras Arbeit auf die von Katharina wirft.

Stefanies Quadrate weisen dann wiederum über diese Dreiecksform hinaus, in den anderen Teil des Raumes, in dem ja die Leinwand das Abstrakte, geometrische vom gegenständlicheren trennt. Andererseits verknüpft Stefanies Arbeit auch beides:

Stefanie hat ihre Projektion (Paris Hilton 170) nicht selbst aufgebaut, sondern wir haben sie auf der Rückseite (oder Vorderseite, kommt drauf an, wie du kuckst) von Clemens' The Meaning of Life platziert: Das kannst du gerne als Witz verstehen, es ist auch einer, aber andererseits sind es natürlich zwei Positionen: Clemens stellt die ganz große Frage, und beantwortet sie ganz groß (allein durch die Form, diese HD-Fotografien). Stefanies Arbeit ist das Gegenteil, formal: Einzelne Pixel. Stefanie sucht etwas im Kleinen, so klein, dass es keine Rolle mehr spielt, was da eigenltich gerade durchgepixelt wird. Beide finden nichts, als unendliche Ausdifferenzierungen. Bei beiden verschwindet die Fragestellung in der Beantwortung der Frage. Im Ergebnis sind beide verknüpft, in der Form driften sie soweit auseinander wie es geht. Und dazwischen ist nur ein hauchdünnes Stück Plastik.

Noch weiter.

Ich nenne das ganze Maschine, weil es eine ist: es ist hauptsächlich Medienkunst, die wirfst du an, und dann stampft das ganze Gebilde los, vieles davon hörst und siehst du gleichzeitig, und du kannst gar nicht anders, als es irgendwie zu verknüpfen: reflektiert, oder unterwusst: der Interferenz entfliehst du nicht. Pits Soundinstallation geht alle Stunde einmal für eine Minute los, unter allem liegt das Grundrauschen des Scanners und happysad, dazu hört man von Ewa immer mal einen Wolf heulen, oder Geräusch-Athmo, von Astrid kommt immer mal wieder einzelner Ton. Dadurch, dass alles geloopt ist, ergibt sich tatsählich so etwas wie das Stampfen einer Maschine, die ständig versucht, sich selbst Aufmerksamkeit zu verschaffen, visuell, akustisch, die ständig versucht, in sich selbst Sinn zu produzieren.
Marcus Kästen sind dagegen eigentlich nur eine Fußnote, die nicht so richtig reinpassen will: Eher ein Fluchtpunkt aus dem ganzen Schlamassel, die Erschließung neuer, anderer Räume, in die man aber nicht reinkommt.

Puh.

So war das gedacht.

Mal sehen, ob ich das noch im Blog poste,


liebe Grüße aber,

und danke fürs Kommen, Mitmachen, und diskutieren."

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Das Projekt

Ausstellungsexperiment '3 x Meisterschüler oder: Wer macht die Kunst?' des Hannoverschen Kunstvereins hub:kunst.diskurs e.V.: 17 Meisterschüler/innen der HBK Braunschweig aus den Abschlussjahrgängen 2008/2009 werden in drei aufeinanderfolgenden Wochen von drei studentischen Kurator/inn/en-Teams aus den Kontexten Freie Kunst, Kunstvermittlung, Kulturwissenschaften und Kunstkritik in drei frei kuratierten Ausstellungen präsentiert.

Die Künstler/innen

Nadine Decker* // Stefanie Goettling** // Astrid Hagenguth** // Katharina Kamph** // Ronny Lischinski** // Nicholas Meeter** // Nora Lena Meyer* // Sebastian Neubauer** // Pit Noack** // Ünsal Öksüz** // Per Olaf Schmidt** // Tom Schön** // Ewa Surowiec* // Karin Then** // Katharina Timner* // Clemens Wilhelm** // Markus Zimmermann* /// [*Meisterschüler/in HBK BS 2008 // **Meisterschüler/in HBK BS 2009]

Die Kuratoren(-Teams)

Kurator/Team A: Jan Fischer, Renate Baricz // Kurator/Team B: Marion Starke, Katharina Stockmann, Lisa Bauer // Kurator/Team C: Nicholas Meeter

Die Termine

Woche 1 _ Künstler: 13.11.-18.11.2009 / Vernissage Fr 13.11.2009, 19.30 Uhr / Einführung: Barbara Straka, Präsidentin HBK Braunschweig, Thomas Kaestle / Alle teilnehmenden Künstler/innen präsentieren sich unkuratiert in jeweils max. 3minütigen Projektionen. /// Woche 2 _ Kurator/Team A: 20.11.-25.11.2009 / Vernissage Fr 20.11.2009, 19.30 Uhr / Kurator/Team A präsentiert seine individuelle Perspektive auf eine Auswahl der Meisterschüler/innen aus Woche 1. /// Woche 3 _ Kurator/Team B: 27.11.-02.12.2009 / Vernissage Fr 27.11.2009, 19.30 Uhr / Kurator/Team B präsentiert seine individuelle Perspektive auf eine Auswahl der Meisterschüler/innen aus Woche 1. /// Woche 4 _ Kurator/Team C: 04.12.-10.12.2009 / Vernissage Fr 04.12.2009, 19.30 Uhr / Kurator/Team C präsentiert seine individuelle Perspektive auf eine Auswahl der Meisterschüler/innen aus Woche 1. / Abschlussdiskussion Fr 11.12.2009, 19.30 Uhr Hannoversche Kunstprofis diskutieren ihre Beobachtungen während aller vier Ausstellungssegmente. Kernöffnungszeiten: Fr 19.30-22.00 Uhr, Sa 16.00-20.00 Uhr, So 14-18.00 Uhr, Mo-Mi 18.00-20.00 Uhr. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Der Veranstalter

hub:kunst.diskurs e.V.: Ziel des Vereins hub:kunst.diskurs e.V. ist nicht nur die Konzeption und Durchführung von zeitgenössischen Kunst- und Ausstellungsprojekten, sondern auch das Initiieren und Fördern von zeitgenössischen Diskursen um Kunst, Kunsttheorien und deren Wechselwirkung mit Gesellschaft und Wissenschaft. Im Sinne eines jungen und aktuellen Diskurses stellt der Verein sich auch experimentellen Situationen in Theorie und Praxis. Die gestellten Fragen überwiegen dabei die gegebenen Antworten.

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Zuletzt aktualisiert: 10. Dez, 18:26

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